Rettungszweckverband Südwestsachsen
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RETTER SPÜREN MEHR AGGRESSIVITÄT

Zwar sind Übergriffe auf Sanitäter im Vogtland noch die Ausnahme. Doch der Ton ist deutlich rauer geworden.

Von Uta Pasler
erschienen am 18.04.2017

Plauen. Übergriff auf Rettungs- sanitäter: Immer wieder hört man bundesweit derartige Schlagzeilen. Der Rettungszweckverband Südwestsachsen, der territorial für den Vogtlandkreis und den Landkreis Zwickau zuständig ist, ist für rund 500 Notfallsanitäter und 166 Ärzte in der Region verantwortlich. Vor zwei Jahren ließ der Verband zuletzt ermitteln, wie gefährdet die Helfer im Einsatz sind. Geschäftsführer Jens Leistner zufolge wurden alle Leistungserbringer gebeten, jede Tätlichkeit gegen Personen und Sachen zu melden. Ergebnis: Es gab zwei Vorfälle. In Plauen wurde vor dem Asylbewerberheim ein Rettungswagen demoliert, in Zwickau ein Rettungssanitäter bei einem häuslichen Einsatz mit einem Messer bedroht.

Zwei Vorfälle in zwei Jahren sind für die Verantwortlichen zwar noch immer zwei Vorfälle zuviel. Dennoch sehen sie keinen Grund, besondere Maßnahmen zu ergreifen. Leistner: „Es sind Ausnahmen, wenn man bedenkt, dass wir im Vorjahr 60.000 Einsätze hatten. Die meisten Leute sind froh und dankbar, dass ihnen geholfen wird.“

Was allerdings deutlich zugenommen habe, ist die verbale Gewalt. „Der Ton in der gesamten Gesellschaft ist rauer geworden. Beschimpfungen und Beleidigungen sind auch bei uns eher tägliches Brot“, sagt Dr. Bernd Krämer, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes. Einer schimpft, weil die Rettungskräfte angeblich zu spät sind. Ein anderer gibt unflätige Antworten, wenn ein Sanitäter bittet, den Fernseher leiser zu stellen. Das Anspruchsdenken der Bevölkerung hat sich geändert, sagt Krämer, der seit mehr als 30 Jahren im Rettungsdienst tätig ist. Gerade Einsätze am späten Abend in Gaststätten oder bei öffentlichen Veranstaltungen würden selten störungsfrei ablaufen. Drogen und Alkohol spielen eine Rolle.

Leistner zufolge sei lange diskutiert worden, ob die Retter Schutzwesten tragen sollten. „Zurzeit empfehlen wir es nicht“, sagt der Chef des Rettungszweckverbands. Vielmehr setze der Verband mit den Trägern auf Weiterbildung: Deeskalationstraining, Konfliktbewältigungsstrategien, interkulturelles Kompetenztraining. Etwa bei Ausländern muss das Team darauf gefasst sein, dass die ganze Familie dabeisteht.

Gegen die Westen spricht Krämer zufolge deren Gewicht. Diese den ganzen Dienst über zu tragen, sei kaum möglich. Doch wann überziehen? Nach Aussagen des Notarztes sind Angriffe schwer voraussehbar: „Sie entstehen urplötzlich aus einer ganz normalen Situation heraus“, sagt er. Gut fahren die Retter mit der Regelung, bei brenzlig klingenden Einsätzen auf die Polizei zu warten.

Laut Bundesregierung wurden im Jahr 2015 rund 68.000 Vollstreckungsbeamte, Feuerwehrmänner, Katastrophenschützer und Rettungssanitäter Opfer von Gewalt. Im Februar hat die Bundesregierung reagiert und ein Gesetz verabschiedet, dass diese Personen besser schützen soll. Danach wird bestraft, wer bei Unglücksfällen jene Nothilfeleistenden durch Gewalt oder durch Drohung behindert. Freiheitsstrafen von drei Monaten bis zu fünf Jahren drohen. Leistner: „Es ist ein gutes Signal für die Rettungskräfte.

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Foto: Martin Schutt/dpa
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